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Begegnung Kunst < > Religion

Einleitende Hinweise

Spirituelles Denken und ästhetische Ausdrucksformen gehören wie Sprache und Technik zum Wesen des Menschen – sie sind ursprünglich und substantiell. Eine ihrem Wert und ihrer Bedeutung entsprechende Teilhabe an den Wahrnehmungsmustern der Gesellschaft ist darum ein legitimer Anspruch. Hierzu befindet sich allerdings die Weltsicht des modernen Menschen in einem gewissen Widerspruch, denn das gesellschaftliche Bewusstsein ist, beginnend mit der Aufklärung, zunehmend kognitiv geprägt, d.h. es besteht ein durch rationale Denkmuster stark vorbelasteter Blickwinkel. Den Kirchen der westlichen Zivilisation fällt es sichtbar schwer, sich auf diese für sie bedrohliche Situation einzustellen und dem negativen Trend (Stichwort: fortschreitende Säkularisierung der Gesellschaft und Kirchenaustritte) erfolgversprechend entgegenzuwirken, sie scheinen den Zugang zum zunehmend subjektivierten Menschen verloren zu haben.

Um Verwechselungen vorzubeugen, sei hier festgehalten: 
Die nachfolgenden Ausführungen sind kein verallgemeinerbarer Lösungsvorschlag zu vorstehend dargelegtem Problem - und obwohl die hier vorgestellten Objekte sie prägende religiöse Symbole enthalten, wäre es ein Missverständnis, die Arbeiten als bildhafte Abstraktionen von Bibelinhalten einzustufen, denn die hinter den Objekten stehende Botschaft ist eine andere: Sie ist auf die Differenz im Verhältnis zwischen ästhetischer Erfahrung und dem begrifflichen Denken der Sprache (z. B. der religiöser Texte) ausgerichtet, mehr nicht. D. h. es geht dabei um Erkenntnis mittels reflexiver Wahrnehmung, in das auch kognitives Denken eingebunden ist, und damit letztendlich um Verstehen unter Einbezug der persönlich anhaftenden Lebenspraxis in einer zunehmend komplexer werdenden Wirklichkeit, die auch von den religiösen Ausdrucksformen neue Wege (Zugänge) einfordert, um in der modernen Gesellschaft dem einzelnen Menschen einen Anstoß zum Nachdenken über seine eigenen spirituellen Vorstellungen zu vermitteln. Alles, was darüber hinausgeht, ist (zumindest seit der Aufklärung) weder Aufgabe noch Bestandteil der Kunst.